VOR ORT: Baden-Württemberg
Positiv oder nicht?
EPPELHEIM | Serie (8): Labordienstleister im Fokus
Seit Corona kommt den Labordienstleistern eine besondere Rolle zu: Hier weisen Beschäftigte mittels – im Vergleich zu Schnelltests aufwendigeren – PCR-Tests das Virus zuverlässig nach. Wie massiv die Labore ausgelastet waren und sind, zeigt beispielhaft Synlab: Im vergangenen Jahr legte der Erlös um 44 Prozent auf knapp 4 Milliarden Euro zu. »Diese Pandemie ist für uns ein Balanceakt«, kommentiert Konzernbetriebsratsvorsitzender René Schmidt-Ferroud. »Einerseits sind wir uns bewusst, wie wichtig unsere Arbeit gerade jetzt für die Gesellschaft ist; andererseits müssen wir auch in solchen Zeiten die Interessen unserer Leute schützen.«
So stimmte der Betriebsrat, aber nur aufgrund der außergewöhnlichen Lage, Kompromissen bei der Arbeitszeit zu. »Mit studentischen Hilfskräften gelang es uns, die Belastungen unserer Belegschaft nicht völlig ausufern zu lassen.«
Überhaupt muss sich der Betriebsrat dem Thema Arbeitsverdichtung annehmen. »Wir bewegen uns in einem regulierten Markt, die Politik gibt uns die Abrechnungsbeträge vor. Eigentlich können wir nur über technische Innovationen die Kosten, die auch für uns steigen, kompensieren.« Und über Übernahmen: »Inzwischen sind wir Europas größter Labordienstleister. Einerseits mag das eine Sicherheit sein, andererseits trifft uns so der Fachkräftemangel massiv.«
Längst nicht mehr alle Menschen seien bereit, im Schicht- und Wochenenddienst zu arbeiten. Doch Krankenhauslabore, die Synlab auch betreibt, sind »24/7« im Einsatz. »Wir werden in den nächsten Jahren grundlegende Reformen von der Politik erhalten müssen«, ist sich Schmidt-Ferroud sicher.
Axel Stefan Sonntag
Serie
»Pharma & Arznei«
- 7+8/2021: Auftaktartikel
- 9/2021: Phytopharmaka
- 10/2021: Generika
- 11/2021: Forschende Arzneimittelhersteller
- 2/2022: Homöopathie
- 3/2022: Lohnfertiger
- 4/2022: Medizintechnik
- 5/2022: Labordienstleister
Ein Spannungsfeld?
Stuttgart | Betriebsräte, die auch TK-Mitglied sind (2)
Einerseits Teil des Betriebsrats, andererseits Mitglied in der Tarifkommission: Viele Kolleg*innen engagieren sich in doppelter Mission. Nicht immer ist dies einfach. »Herausforderungen gibt es beinahe täglich«, beschreibt Heiko Wodarkiewicz, Betriebsratsvorsitzender von BASF in Grenzach, seine Erfahrungen. So falle es als Betriebsrat zunehmend schwer, Berufsbilder und Qualifikationen mit einem Bundesentgelttarifvertrag von 1987 abzugleichen. Den Bachelor beispielsweise gab es damals noch gar nicht und Stellenbeschreibungen hätten sich teilweise deutlich verändert.
»Auch die Entwicklung, dass zunehmend junge Akademiker*innen sofort außertariflich (AT) arbeiten und damit unseren Tarif unterwandern, bereitet mir Sorge«, berichtet Wodarkiewicz. Eigentlich seien auch sie im Tarifvertrag gut aufgehoben, Sicherheit und Schutz bei Arbeitszeiten und viele Zusatzleistungen inklusive. »Das sind Unterschiede zum AT-Vertrag, auf die ich beim Kennenlernen hinweise.«
»Sinn und Zweck der Pflegezusatzversicherung mussten wir erklären.«
Kirsten Lindner
Betriebsratsvorsitzende
Die Einführung der tariflichen Pflegezusatzversicherung brachte Kirsten Lindner, Betriebsratsvorsitzende beim Wursthüllenhersteller Naturin, in Bedrängnis. »Die Versicherungen machen sich auf unsere Kosten ihre Taschen noch voller«, hallte es ihr von nicht wenigen nach dem Abschluss 2019 entgegen. »Vielen unserer rund 500 Beschäftigten wären Prozente alleine lieber gewesen«, erinnert sich Lindner zurück.
Als – wie Wodarkiewicz – ordentliches Landestarifkommissionsmitglied stimmte sie der Versicherung zu, musste aber als Betriebsrätin deren Vorteile in vielen Einzelgesprächen erklären. »Das war zeitaufwendig, doch wir konnten fast alle überzeugen.
»Tarifverträge bieten auch für AT-Angestellte Schutz und Sicherheit.«
Heiko Wodarkiewicz
Betriebsratsvorsitzender
Das gilt erst recht für die, die nahe an der Rente sind – und das sind nicht wenige.«
Axel Stefan Sonntag
»IN DOPPELTER MISSION«
Betriebsrät*innen nehmen oft auch ein Mandat in Tarifkommissionen wahr. Welche Spannungsfelder es hierbei gibt und wie sie sich dieser Mission stellen, darüber berichten wir in den kommenden Ausgaben.
Danke für euren Einsatz!
Stuttgart | Gewerkschafter*innen unterstützen mit vielen Aktionen die Chemie-Tarifrunde 2022